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Erste Hilfe am Kind: wissen, was im Notfall zu tun ist

Erste Hilfe am Kind: Reanimation bei Ertrinken

Gut, dass du hier bist. Wir zeigen, welche Schritte bei Unfällen und Notfällen aller Art nötig sind. So kannst du auch anderen Ersthelfern Mut machen, Erste Hilfe am Kind zu leisten. Unsere kostenlosen Erste-Hilfe-Blätter mit den wichtigsten Schritt-für-Schritt-Anleitungen auf einen Blick lassen sich ausdrucken und aufhängen. So bist du bestmöglich vorbereitet.

Der einzige Fehler als Ersthelfer: nichts tun!

Wusstest du, dass sich nur 4 von 10 nicht-ausgebildeten Ersthelfern trauen, Unfallopfer zu reanimieren? Fatal. Denn 10 Prozent aller Todesfälle könnten vermieden werden, wenn bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand Erste Hilfe geleistet würde. Dass es das eigene Kind treffen könnte, mag man sich als Eltern nicht ausmalen. Ein Viertel aller Kinder geraten im Laufe der Kindheit in eine mehr oder weniger bedrohliche Notlage. 

Danke, dass du lernen möchtest, wie Erste Hilfe am Kind geht, damit du selbst handeln kannst. Egal, ob dein eigenes Kind oder ein anderes deine Hilfe benötigt.

Keine Sorge, du kannst nichts falsch machen. Bei einem Notfall nicht zu helfen, ist der einzige Fehler, den du machen könntest. Auch rechtlich bist du – außer bei unterlassener Hilfeleistung – gegen jegliche Ansprüche abgesichert

Los geht’s!

Infoblätter für Erste Hilfe am Kind zum Download

Lade dir hier kostenfrei unsere Info-Blätter herunter. Drucke sie aus und hänge sie gut sichtbar auf, vielleicht am Kühlschrank?

Erste Hilfe am Kind Merkblätter

babelli erste hilfe am kind vorschau - Erste Hilfe am Kind: wissen, was im Notfall zu tun ist
Zum Erste Hilfe am Baby und Kind Kurs

Erste Hilfe bei Erstickungsgefahr durch Verschlucken

Dass Babys und Kleinkinder gern alles in den Mund stecken, ist bekannt. Aber auch Kinder im Grundschulalter sowie Jugendliche sind nicht vor Ersticken durch verschluckte Gegenstände und Lebensmittel gefeit. Schon eine beim Rennen oder Lachen eingeatmete Nuss reicht aus, um die Luftröhre zu verschließen. Meist schafft es der Körper durch den Hustenreflex selbst, den Gegenstand herauszuhusten. Falls nicht, muss es schnell gehen, denn schon nach 60 Sekunden ohne Sauerstoff besteht Lebensgefahr.

Symptome von Ersticken sind: 

  • Atemnot mit einem pfeifenden Atemgeräusch oder fehlende Atmung
  • eventuell ein starker Hustenreiz, der auch fehlen kann
  • Blau- oder Rotfärbung des Gesichtes
  • Starker Speichelfluss
  • Weit aufgerissene Augen

Richtig auf den Rücken klopfen

Der festsitzende Gegenstand muss raus, das ist klar. Wichtig ist, dass du das Kind nicht schüttelst oder ihm im Sitzen auf den Rücken klopfst. Denn das kann alles schlimmer machen. Gehe daher so vor:

Erste Hilfe am Kind: zwischen Schulterblätter schlagen
  1. Beuge das Kind vornüber
  2. Schlage mit der flachen Hand 5 Mal kräftig zwischen die Schulterblätter
  3. Kontrolliere, ob das Kind wieder atmen kann. 
  4. Falls nicht, musst du den Heimlich-Griff – auch Heimlich-Maneuver genannt – anwenden:

Heimlich-Griff

Ja, der Heimlich-Griff kann Rippen brechen. Aber er baut so viel Druck auf, dass der Gegenstand aus der Luftröhre gepumpt wird. Und so geht er:

Erste Hilfe am Kind: Heimlich-Griff
  1. Stelle dich hinter das Kind und beuge es vornüber.
  2. Umarme es knapp unterhalb des Brustkorbs. 
  3. Deine Fäuste liegen übereinander, die kräftigere Hand am Kind
  4. Ziehe deine Fäuste 5 Mal ruckartig zu dir.
  5. Kontrolliere, ob der Druck auf die Lunge den Gegenstand herausgepumpt hat.
  6. Nach dem Heimlich-Griff muss das Kind immer in die Klinik zur Kontrolle.

Wird das Kind ohnmächtig, weil es noch immer nicht atmen kann, musst du es sofort reanimieren:

Reanimation beim Kind

Reanimation als Teil der Ersten Hilfe am Kind ist enorm wichtig, egal warum das bewusstlose Kind nicht mehr atmet. Nach nur 5 Minuten ohne Sauerstoff nimmt das Gehirn dauerhaft und irreparabel Schaden. Kinder haben weniger Sauerstoff im Blut als Erwachsene. Beginne daher mit einer Atemspende (auch wenn ein Objekt die Luftröhre verschließt).

Einen Atemstillstand erkennst du bei bewusstlosen Kindern, indem du dich nah über das Kind beugst und all deine Sinne benutzt: Hörst du Atemzüge? Spürst du Atem auf deiner Wange? Hebt sich der Brustkorb? Falls nicht, bitte sofort reanimieren!

Beatmen des Kindes

Beim Beatmen muss deine Luft den Brustkorb des Kindes heben. Bei kleinen Babys reicht wenig Druck, bei Kleinkindern und größeren Kindern muss es schon etwas mehr sein. Keine Scheu, du willst ein Leben retten!

Erste Hilfe am Kind: Beatmen
  1. Lege das Kind auf den Rücken auf eine feste Unterlage wie den Boden.
  2. Überstrecke den Kinderkopf leicht (außer bei Babys bis 1 Jahr)
  3. Öffne seinen Mund leicht und lege deine Lippen darüber (beim Baby über Mund UND Nase).
  4. Halte seine Nase zu und beatme zu Beginn 5 Mal – so, dass sich der Brustkorb hebt.
  5. Kontrolliere danach, ob es wieder selbst atmet. Falls nicht, fahre mit der Herzdruckmassage fort.

Herzdruckmassage

Eine Herzdruckmassage kann das Leben des Kindes retten, vorausgesetzt, die helfende Person zögert nicht und wendet genug Druck auf. Dadurch können Rippen brechen. Das ist jedoch egal, denn viel wichtiger ist hier, dass du das Herz erreichst und das Blut darin in die Adern drückst. Zusammen mit der Atemspende kann der Kreislauf des Kindes aufrechterhalten werden, bis Rettung eintrifft.

Erste Hilfe am Kind: Herzdruckmassage
  1. Knie dich neben das Kind. Platziere deinen kräftigeren Handballen mittig auf dem Brustbein, etwa auf Höhe der Brustwarzen. Lege die andere Hand zur Unterstützung darüber und verschränke die Finger beider Hände. Strecke die Arme durch für mehr Druck.
  2. Drücke nun ruckartig 30 Mal (2 Mal/Sekunde) auf das Brustbein, sodass der Brustkorb etwa ein Drittel eingedrückt wird. Du musst das Herz darunter erreichen, die Rippen sind egal.
  3. Zähle mit!
  4. Danach immer 2 Mal Atemspende und 30 Mal Herzdruckmassage im Wechsel.
  5. Nach einer 1 Minute Notruf 112 wählen (oder wählen lassen). Notfalls laut in den Hörer rufen, während du weitermachst. 
  6. Solange fortfahren, bis der Notarzt eintrifft oder das Kind wieder atmet.

Die stabile Seitenlage bei Kindern ab Schulalter

Atmet das bewusstlose Kind, musst du nicht reanimieren. In dieser Situation verhindert aber die stabile Seitenlage, dass Erbrochenes in die Luftröhre und Lunge gelangt. Auch sie gehört zu den Erste Hilfe Maßnahmen am Kind. Und so geht sie:

Erste Hilfe am Kind: stabile Seitenlage
  1. Lege das Kind auf den Boden auf eine Jacke, Decke oder Rettungsdecke (goldene Seite zum Kind). Drehe es auf den Rücken.
  2. Knie dich daneben.
  3. Winkle den dir näheren Arm des Kindes nach oben ab.
  4. Greife den entfernteren Arm und ziehe die Hand des Kindes unter sein Gesicht.
  5. Stelle das entferntere Bein rechtwinklig auf.
  6. Greife jetzt die entferntere Schulter und das Knie und ziehe beides zu dir.
  7. Kontrolliere, ob der Mund schräg nach unten zeigt, damit Flüssigkeiten abfließen können.
  8. Decke das Kind zu und beobachte die Atmung weiter.
  9. Wähle den Notruf 112.

Gut zu wissen: Es gibt zwei Varianten für die stabile Seitenlage. Wenn du die andere schon beherrschst, musst du nicht umlernen.

Babys und Kleinkinder werden mit zur Seite gedrehtem Köpfchen auf den Bauch gelegt.

Erste Hilfe am Kind bei Unfällen

Dass Kinder Unfälle haben, lässt sich kaum verhindern. Gut ist, wenn Erwachsene wissen, was dann zu tun ist.

Die wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahme bei Kindern (und Erwachsenen) ist immer: beruhigen und beobachten, sofern es ansprechbar ist! Denn große Schmerzen und/oder Schrecksituationen können zu einem Kreislaufkollaps führen, der lebensgefährlich werden kann. Er wird auch Schock genannt.

Schock bzw. Kreislaufschock

Bei einem Schock sinkt der Blutdruck rapide ab und dem Gehirn steht nicht mehr genug Blut zur Verfügung. Bewusstlosigkeit und sogar Herz-Kreislauf-Stillstand können die Folge sein. Ein Kreislaufschock lässt sich vermeiden, wenn Unfallopfer und Augenzeugen nicht alleingelassen und beruhigt werden. Ist das Kind oder ein Nebenstehender nach einem Unfall erst blass und unruhig, und wirkt dann seltsam teilnahmslos, musst du sofort handeln. 

Das machst du bei Verdacht auf Schock:

  1. Ansprechen, beruhigen, warm einpacken und beobachten.
  2. Notruf absetzen.
  3. Falls es ohnmächtig wird: stabile Seitenlage
  4. Falls der Atem aussetzt: Reanimation

Gehirnerschütterung

Bei einem Sturz auf den Kopf kommt es bei Kindern schnell zu einer Gehirnerschütterung. Symptome sind: Kopfschmerzen, Benommenheit, Übelkeit/Erbrechen, bei schwerer Gehirnerschütterung auch Bewusstlosigkeit. Folgendes ist zu tun:

  • Das Kind in einem dunklen Raum mit leichter Oberkörperhochlagerung (30 Grad Winkel) hinlegen
  • Kopf kühlen und beruhigen
  • Zustand beobachten und im Zweifel Notruf wählen
  • Bei Bewusstlosigkeit in die stabile Seitenlage bringen und Notruf absetzen
  • Ohne Bewusstlosigkeit bei Auffälligkeiten in die Klinik fahren

Wichtig: Wenn das Kind aus Nase und/oder Ohren blutet oder Gewebeflüssigkeit austritt, hat es eventuell einen Schädelbasisbruch. Dann unbedingt 112 wählen!

Große oder stark blutende Wunden

Vor allem Platzwunden am Kopf bluten oft stark. Das Gute: das ausfließende Blut reinigt die Wunde, deshalb ist Desinfizieren anders als bei Schürfwunden meist nicht notwendig. Aber auch andere Blutungen sollten schnell gestoppt werden. 

Starke Blutungen stillst du so:

  1. Einmalhandschuhe anziehen
  2. Blutung mit einer Kompresse abdrücken
  3. Druckverband anlegen
  4. Betroffenen Körperteil hochlagern
  5. Beine des Kindes hochlagern
  6. Zustand beobachten
  7. Je nach Schwere und Blutverlust 112 rufen oder in die Klinik fahren

Für einen Druckverband brauchst du eine sterile Kompresse, eine elastische Binde (notfalls ein T-Shirt-Streifen) und eine feste Rolle (Verbandsrolle aus der Erste-Hilfe-Tasche): 

  1. Presse die Kompresse auf die Wunde und wickle die Binde fest darum.
  2. Drücke dann die Rolle auf die umwickelte Kompresse und wickle sie ebenfalls fest ein.
  3. Befestige die elastische Binde mit Knoten oder Pflaster.

Was vermeiden?
In der Wunde steckende Gegenstände NICHT herausziehen!
Wunde NICHT mit bloßen Händen anfassen, einspeicheln oder beim Sprechen hineinspucken.

Knochenbrüche

Wenn Kinder aktiver werden, sind Knochenbrüche recht häufig. Wichtig ist es hier zu wissen, wann der Notarzt gerufen werden sollte und wann eine Fahrt in die Klinik ausreicht.

Einen Knochenbruch erkennst du an diesen Symptomen:

  • Unnatürliche Lage der betroffenen Gliedmaßen
  • Schonhaltung
  • Eingeschränkte Bewegung
  • Schmerzen
  • Keine Schmerzen, wenn Nerven durchtrennt sind
  • Schwellungen und Blutergüsse

Das ist bei einem Knochenbruch zu tun:

  1. Kind ruhig hinlegen, warmhalten und beruhigen.
    Ausnahme Wirbelsäulenverletzung: dann nicht bewegen, zudecken und 112 rufen
  2. Körperteil ruhigstellen
  3. Geschlossene Brüche kühlen, offene steril abdecken
  4. Bei “normalen” Brüchen In die Klinik fahren, es sei denn das Kind ist transportunfähig, dann Notruf
  5. Zustand beobachten und notfalls stabile Seitenlage oder ggf. reanimieren + Notruf

Gelenkverletzungen

Beim Toben oder Sport wirken große Kräfte auf die Gelenke der Kinder. Knickt es in der Bewegung um oder verunfallt auf andere Weise, kommt es leicht zur Überdehnung oder gar zum Riss von Bändern. Das Gelenk kann auch auskugeln (Schulter, Ellenbogen) und sogar brechen (Knie, Sprunggelenk, Ellenbogen). 

So sieht Erste Hilfe am Kind bei Gelenkverletzungen aus:

  1. Ruhe bewahren und Kind beruhigen
  2. Körperteil ruhigstellen und hochlagern
  3. Kühlen

Den oft betroffenen Knöchel oder das Knie kannst du mit einer Bandage im Kornährenmuster (gekreuzt) stabilisieren. Wickle immer zum Herzen hin und nur so fest, dass noch ein Finger zwischen Verband und Haut passt.

Erste Hilfe bei anderen Notfällen im Kindesalter

Vergiftungen

Wenn dein Kind plötzlich seltsam müde oder extrem aufgedreht und zittrig ist, sollten bei dir alle Alarmglocken läuten. Kommen Erbrechen und Durchfall dazu, erst recht. Denn wenn die Möglichkeit besteht, dass es sich vergiftet haben könnte, ist schnelles Handeln wichtig.

Vergiftungssymptome sind sehr vielfältig, jedes Gift wirkt anders. Sie können einzeln oder zusammen auftreten. An diesen Symptomen erkennst du eine Vergiftung bei deinem Kind:

  • plötzliche Verhaltensänderung (Müdigkeit, Erregung, Zittern, Wanken)
  • gerötete Schleimhäute oder Mundbereich, eventuell Schluckbeschwerden
  • eventuell starker Mundgeruch oder verfärbter Speichel
  • vermehrter Speichelfluss
  • krampfartige Beschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
  • Kopfschmerzen, Schwindel
  • Bewusstseinseintrübung, Apathie, Bewusstlosigkeit
  • Atemstörung

Jetzt musst du tief durchatmen, damit du klar denken kannst und dann folgendes tun:

  1. Wähle die Nummer der Vergiftungszentrale in deiner Nähe, wenn es bis jetzt keine Vergiftungserscheinungen gibt. Die Mitarbeiter dort werden dir genau erklären, was zu tun ist.
  2. Wenn es bereits deutliche Anzeichen gibt, ruf die 112 an oder fahre sofort ins nächste Krankenhaus. Nimm Pflanzenteile, Medikamentenpackungen oder Erbrochenes mit. 
  3. Gib deinem Kind stilles Wasser zu trinken. Die meisten Gifte lassen sich so verdünnen und aus dem Körper leiten. Ausnahme Medikamente: Befrage bitte vorher die Experten des Notrufs.

Bitte beachten:

KEINE Milch! Die Milch sorgt dafür, dass das Gift unter Umständen schneller vom Körper aufgenommen wird.
KEIN Erbrechen herbeiführen! Gerade bei ätzenden Substanzen kann Erbrechen dazu führen, dass die Speiseröhre noch mehr geschädigt wird. Außerdem können Erbrochenes oder entstehende Dämpfe in die Lunge geraten und sie nachhaltig schädigen.

Verbrennungen & Verbrühungen

Ist das Kind mit heißem Wasser in Berührung gekommen, besteht Erste Hilfe daraus, die heiße Kleidung zu entfernen – nimm notfalls eine Schere oder zerreiße sie. Bei Verbrennungen darfst du die Kleidung nur entfernen, wenn sie nicht eingebrannt ist, sonst geht die Haut mit ab.

Kühlen ist bei beiden Hautverletzungen nur zur Schmerzlinderung gut. Mit der Wundheilung hat es nichts zu tun. Je größer die Verletzung, desto wärmer sollte das Wasser sein. Bei großflächigen Verbrennungen oder Verbrühungen solltest du die Wunde nicht spülen, um Auskühlen zu vermeiden. Als Faustregel gilt:

  • Kleine Verbrennung/Verbrühung in Fingergröße:
    Wunde bis zu 20. Min. mit kühlem Wasser spülen (ca. 20 Grad Celsius, KEIN Eiswasser)
  • Mittlere Verbrennung/Verbrühung in Handgröße:
    Wunde bis zu 3-5 Min. mit lauwarmen Wasser  (ca. 25 bis 30 Grad Celsius)
  • NICHT kühlen bei großflächigen Verbrennungen/Verbrühungen ab 15 Prozent der Körperoberfläche, bei Bewusstlosen und bei Neugeborenen/Säuglingen

Gehe bei der Wundversorgung von Verbrennungen oder Verbrühungen so vor:

  1. Bei Verbrennungen Löschen
  2. Kühlen (mit Einschränkungen, siehe oben!)
  3. Ab mittlerer Größe Notruf absetzen, bei kleinen Verletzungen anschließend zum Kinderarzt
  4. Wunde steril und locker abdecken
  5. Kind warmhalten und beobachten
  6. Bei Atemstillstand und Bewusstlosigkeit sofort reanimieren!

Wichtig: KEINE Hausmittel und Brandblasen NICHT öffnen!

Verätzungen

Verätzungen durch Chemikalien können äußerlich oder innerlich sein. Halte dich bei der Erste Hilfe an folgende Reihenfolge:

  1. Sofort 112 Notruf absetzen!
  2. Gummihandschuhe zum Selbstschutz anziehen
  3. Bei äußeren Verätzungen: Kleidung entfernen, 15 min spülen und abtupfen. Dabei jeden Tupfer nur einmal verwenden.
  4. Bei Verätzung des Auges: Ebenfalls spülen und steril abdecken. Ausnahme Kalk: da bitte kein Wasser!
  5. Bei inneren Verätzungen: Kind stilles Wasser trinken lassen, KEIN Erbrechen herbeiführen, KEINE Hausmittel geben!

Sonnenstich

Bei einem Sonnenstich ist das kindliche Gehirn überhitzt. Er kann zu Bewusstlosigkeit und Kreislaufversagen führen. Mögliche Symptome sind:

  • Kopfschmerzen und Nackenschmerzen
  • Schwindelgefühl
  • Heißer Kopf und kühler Körper
  • Unruhe
  • Übelkeit/Erbrechen
  • Apathie bis hin zu Bewusstlosigkeit
  • später hohes Fieber

Das musst du tun, wenn das Kind einen Sonnenstich hat oder du einen vermutest:

  1. Das Kind an einen kühlen Ort bringen
  2. Den Oberkörper erhöht lagern und den Kopf kühlen
  3. Bewusstsein und Atmung im Auge behalten
  4. Viel trinken lassen
  5. Falls nötig den Notruf 112 tätigen
  6. Bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage (oder Bauchlage)

Insektenstich im Mund

Wenn Kinder draußen Süßes essen oder trinken, kommt es schnell zu einem Wespenstich. Ein Insektenstich im Mund ist aber nicht trivial. Denn wenn die Schleimhäute als Reaktion auf das Insektengift anschwellen, besteht Erstickungsgefahr! Deshalb ist die Erste-Hilfe-Reihenfolge so:

  1. Notruf 112 wählen
  2. Den Hals außen und innen sofort kühlen (feuchter Umschlag, Kühlpack, Eiswürfel)
  3. Kopf hochlagern und Kind beruhigen
  4. Falls vorhanden: abschwellende Allergiemedikamente sofort geben!
  5. Kind reanimieren, falls es durch den Luftmangel zu Bewusstlosigkeit und Atemstillstand kommt

Symptome für einen Insektenstich im Mund oder Hals sind:

  • Schmerzen
  • Geschwollener Hals und/oder geschwollene Zunge
  • Schluck- und/oder Atembeschwerden

Allergischer (anaphylaktischer Schock)

Immer mehr Kinder haben Allergien. Leider macht eine Allergieneigung auch anfällig für einen allergischen Schock, zum Beispiel nach einem Insektenstich. Auch Allergene wie Erdnüsse oder Fisch und Medikamente können bei Allergiker-Kindern schwerwiegende Reaktionen hervorrufen. Es droht Kreislaufversagen, das zum Tod führen kann.

Symptome eines allergischen Schocks sind: 

  • Juckreiz
  • Gesichtsschwellung
  • Hautrötung
  • Erbrechen
  • Angst
  • ungewollter Stuhlgang
  • Atemnot/Atemstillstand

Jetzt zählt jede Minute. Das musst du tun:

  1. Notruf 112 wählen
  2. Notfall-Medikamente, sofern Notfall-Set vorhanden, sofort geben!
  3. Bei Bewusstlosigkeit mit Atemstillstand: reanimieren
  4. Bei Bewusstlosigkeit ohne Atemstillstand: stabile Seitenlage

Asthmaanfall

Asthma ist auch bei Kindern keine seltene Erkrankung mehr. Bei einem Anfall verkrampfen die Bronchien. Das Atmen fällt schwer und es kommt zu Sauerstoffmangel. Panik verschlimmert die Symptomatik. Wenn das Kind in Behandlung ist, hat es meist ein Asthmaspray bei sich. Schwierig wird es, wenn das Spray nicht zu finden ist oder der Asthmaanfall zum ersten Mal auftritt.

Symptome eines Asthmaanfalls sind:

  • Atemnot
  • Pfeifendes Geräusch beim Ausatmen
  • Panik

Das musst du bei einem akuten Asthmaanfall tun:

  • Sofern vorhanden Asthmaspray geben, notfalls ein fremdes
  • Das Kind beruhigen, sonst droht Hyperventilieren
  • Eine nach vorn gebeugte Stellung einnehmen lassen, die die Atmung erleichtert 
  • Das Kind beim Ausatmen anleiten: es soll so tun, als würde es langsam eine Kerze ausblasen
  • Wenn sich die Situation nicht bessert: Notruf 112
  • Reanimation bei Bewusstlosigkeit und Atemstillstand
  • Stabile Seitenlage bei Bewusstlosigkeit ohne Atemstillstand

Hyperventilieren

Bei Angst und Panik – aus welchem Grund auch immer – können auch Kinder hyperventilieren. Die schnelle Atmung führt dazu, dass zu viel Kohlendioxid ausgeatmet wird. Innerhalb kürzester Zeit übersäuert der überschüssige Sauerstoff den Körper und der Kreislauf macht schlapp. Hier hilft zum Glück:

  1. Beine hochlegen und warm einpacken
  2. Kind durch Hand auf die Brust legen und gutes Zureden beruhigen
  3. In eine kleine Plastiktüte oder Papiertüte atmen lassen
  4. Nach spätestens 20 Minuten ohne Besserung 112 Notruf wählen

Fieberkrampf

Manche Kinder neigen bei schnell steigendem Fieber zu Fieberkrämpfen. Symptome sind:

  • Augenverdrehen
  • Verkrampfen
  • Zuckungen
  • Erschlaffen der Muskulatur

Erste Hilfe sieht hier so aus:

  1. Ruhe bewahren, ein Fieberkrampf ist nicht lebensbedrohlich.
  2. Durch Abpolstern vor Verletzungen schützen.
  3. Abwarten und Dauer messen.
  4. Anschließend ärztlich abklären lassen. Nach 5 Min. Krampfdauer Notruf wählen. Bei Unsicherheit jederzeit früher.
  5. Während des Anfalls NICHT in den Mund greifen und NICHTS zu essen geben.

Verschluckte Gegenstände

Auch älteren Kindern kann es passieren, dass sie beim Herumalbern kleine Gegenstände verschlucken, die über die Speiseröhre in den Magen rutschen. 

Hier ist es gut zu wissen, wann eine Fahrt in die Notaufnahme nötig ist und wann nicht unbedingt. Den Rettungswagen musst du in der Regel nicht rufen.

Gefährliche Gegenstände sind:

  • Kantige Dinge, wie Legosteine oder Nadeln
    Sie können sich verhaken und schwere Verletzungen im Magen-Darm-Trakt verursachen.
  • Magnete
    Wenn es mehrere sind, können sie zusammenhaften und so den Darm blockieren.
  • Batterien
    Die Batteriesäure kann schwere innere Verätzungen verursachen.
  • Zigarettenstummel
    Das enthaltene Nikotin ist ein starkes Zellgift und kann sogar zum Tod führen, wenn es verschluckt wird.

Kleine runde Gegenstände wie Murmeln, Cent-Münzen, Steinchen oder Kirschkerne rutschen in der Regel ungehindert durch den Darm und werden wieder ausgeschieden. Bei Schmerzen und anderen Symptomen ist jedoch auch hier eine Fahrt in die Klinik unerlässlich!

Unterkühlung

Eine richtige Unterkühlung tritt nur auf, wenn das Kind beispielsweise im Winter in Eiswasser eingebrochen war oder zum Beispiel nach einem Unfall zu lange im Kalten lag. 

Das musst du bei starker Unterkühlung tun:

  1. Nasse Kleidung sofort entfernen
  2. Kind warm einpacken, zum Beispiel in eine Rettungsdecke mit goldener Seite nach innen
  3. Notruf 112 absetzen
  4. Bewusstseinszustand beobachten und notfalls reanimieren bzw. stabile Seitenlage

Stromunfall

Durch FI-Stecker sind Stromunfälle glücklicherweise selten geworden, weil die Sicherung herausspringt, bevor der Strom schwere Schäden im Körper verursachen kann. Dennoch kann es bei alten Leitungen, defekten Kabeln, Überschwemmungen oder Blitzschlag passieren, dass das Kind einen Stromunfall erleidet.

Das musst du bei einem Stromschlag tun:

  • Den Stromkreis trennen, zum Beispiel durch Stecker ziehen. Das Kind keinesfalls mit bloßen Händen wegziehen, Selbstschutz ist hier wichtig!
  • Notfalls das Kind mit nicht-leitenden Materialien wie Holz oder Gummi wegstoßen/wegtreten
  • Hat es wegen des Stroms einen Herz-Kreislauf-Stillstand oder Herzrhythmusstörungen musst du es reanimieren.
  • Nach Stromunfall immer Notruf 112 absetzen!

Starkes Nasenbluten

Starkes Nasenbluten kommt bei Kindern gelegentlich vor – nicht nur nach einem Sturz. Wie jede Blutung sollte auch diese gestoppt werden. Und so geht es:

  • Ruhe bewahren, denn Aufregung verschlimmert das Nasenbluten
  • 5 – 20 Minuten Min. die Nasenflügel drücken
  • Dabei aufrecht sitzen und den Kopf leicht nach vorne beugen
  • Das Blut ausspucken, nicht herunterschlucken!
  • Nacken kühlen
  • Nasenspray geben, sofern vorhanden
  • Dauert die Blutung länger als 30 min Notruf wählen

Gut zu wissen: nach starkem Nasenbluten sollte sich das Kind ein paar Tage lang nicht schnäuzen und nicht anstrengen, um einen Rückfall zu vermeiden und die Heilung zu unterstützen.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 02.09.2023
Dieser Artikel wurde von Dr. med. Susanne Schaller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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